Mit den Bögen im Gepäck, fuhren wir mit unserem 6 Meter langen Wohnwagen über die Alpen nach Italien. Abends hatten wir Lindau am Bodensee erreicht, das uns mit einem kühlen Regen empfing. Als er nachließ, stand ein herrlicher Regenbogen am Himmel.
Am nächsten Tag ging es weiter, durch die Schweiz, den Sankt Bernardino Tunnel bis Locarno und dann nach Italien, an Mailand -Milano vorbei bis Turin…Auf dem Weg nach Turin, dem Austragungsort der World Masters Games 2013, säumten die Alpen den Horizont. Der Mont Blanc ließ sich lange nicht sehen. Dann hob er doch einen kurzen Moment seinen weißzarten Wolkenschleier und zeigte seine schneebedeckten Gipfel… Unser Ziel hieß zunächst Camping Verna, in den Voralpen, auf ca. 950 Meter Höhe. Die letzten 400 Meter waren kein Kinderspiel. Erstaunlicherweise kamen wir an, obwohl die Straßen immer enger und steiler, die Kurfen immer haarnadelähnlicher wurden. Das Navi hatte einige Kilometer vor der Ankunft erklärt: „Sie haben ihr Ziel erreicht, das Ziel liegt links“ ! Es war aber weithin kein Campingpplatz zu sehen: Am liebsten wäre ich umgekehrt, aber kehr mal um, wenn kein Zentimeter Platz dafür da ist. Außerdem ließ sich mein Mann nicht von meinen Rückzugsgedanken anstecken. Zum Glück endete alles gut, Wir richteten uns häuslich ein, um uns Berge, freundliche Campingplatzbesitzer und was wichtig ist, moderne, saubere Sanitäranlagen…
Neben uns Holländer, Belgier, Italiener und… ein sportbegeistertes Ehepaar aus Thüringen/Suhl. Steffen Meier und seine Frau Verena. Er startete als Geher bei den Mastersgames und gewann sowohl auf den 5000 Metern, als auch auf 10 000 Metern jeweils eine Bronzemedaillie- super Leistung und eine echte Belohnung für das viele Training. Nebenan wohnte ein Ehepaar aus Belgien. Zwei der Kinder dieser Familie sind in Berlin geboren. Sie sprachen perfekt deutsch, natürlich belgisch und englisch. Ihr Vater, ein Radsportler, hatte nach einigen Tagen eine Silbermedaillie im Gepäck. Die Worldmastersgames begannen für uns am Montag 5.08. mit dem Einschießen im Stadion Olympico, Am 06.08 fand die Vorrunde statt, 2 x 60 Meter in unserer AK Ü 50, mein Mann belegte Platz 9 von 36 Startern und ich den 5. Platz von 22 Starterinnen. Wir haben beide beste Ausgangspositionen für das Finalschießen erreicht, Am Donnerstag, den 08.08. 2013 erwartete uns ein spannender Wettkampf. Ich flog allerdings mit dem insgesamt viertbesten Ergebnis aller Starterinnen aus dem Turnier, weil Ragnhild Nordmelan aus Norwegen mich besiegte. Meine Nerven waren stark, kein Zittern, aber Ragnhild hatte am Ende einen Punkt und einige Ringe mehr. Sie siegte im kleinen Finale gegen die Italienerin Alessandra Carnevali und gewann Bronze. Gold ging an die Schwedin Christa Bäckman, während die Silbermedaille an Karla di Pasquale (It.))verliehen wurde.
Anders lief es bei meinem Mann, Frank Jecke. Er gewann eine Finalrunde nach der anderen, gewann gegen den Ersten der Vorrunde, den Schweden Stefan Nilsson, gewann gegen den Vierten der Vorrunde, den Bulgaren Ivan Yotov, der den Zweitplatzierten der Vorrunde Eduards Lapsins aus Lettland besiegt hatte und sicherte sich so einen Platz im großen Finale gegen den Österreicher Hermann Haberl. Dieser war kein Unbekannter, denn bei den 2. Europäischen Mastersgames in Lignano 2011, waren beide bereits aufeinandergetroffen. H.Haberl musste damals mit der Bronzemedaillie zufrieden sein, während Frank als erster Deutscher bei den Europäischen Mastersgames Gold im Bogenschießen gewann. Am Freitag den 09.08.2013 fanden die Goldfinals statt. Wie an den anderen Tagen vorher, war das Stadion Olympico voller Hitze. 35° im Schatten, aber es gab kein Schatten. FITARCO , der italienische Bogenschützenverband hatte alles getan, um beste Bedingungen für die Sportler zu schaffen. Ein Beispiel: Während bei den Weltmeisterschaften im Bogenschießen 2007 in Leipzig bei großer Hitze Wasser teuer verkauft wurde, gab es das Wasser im Stadtion Olympico gratis. Danke an den Ausrichter und die vielen Helfer. Es war ein super gut organisiertes Turnier. Der Zeitplan stimmte auf die Minute… Im Finale ging Frank mit 4:0 in Führung. Hätte er bei der folgenden Runde gewonnen, wäre bei 6:0 die Sache entschieden worden. H.Haberl war in diesem Moment so aufgeregt und überzeugt, verloren zu haben, dass er zu mir kam und zum Sieg gratulierte. Mich wunderte das, denn ich hatte ja gesehen, dass auch bei Frank Pfeile im Bereich 7 /8, steckten. Fazit: Hermann Haberl gewann mit einem Ring Vorsprung diese entscheidende Serie. Es stand also 4:2, dann folgte ein 5:3, ein 5:5 und um die Gemüter zu erhitzen gab es ein shoot off, also den entscheidenden Schuss. Hermann Haberl schoss zuerst. Sein Pfeil steckte in der 9. Dann folgte Frank nach. Ich sah einen vom Ablauf her richtig guten Schuss bei ihm, aber, sein Pfeil steckte oben in der Sieben…..Wir konnten in diesem Moment nicht jubeln, weil die Goldmedaille bereits so nah und nun so fern war. Grund zur übersprudelnden Freude hatte Hermann Haberl. Er freute sich, küsste später bei der Siegerehrung das Podest und war sichtlich gerührt, als die österreichische Hymne erklang. Da ging es Frank wieder besser. Er nahm die Silbermedaille voller Stolz entgegen…. Anneliese Haustein aus unserem Jenaer Verein sagte später mit einem scherzhaft zugekniffenen Auge zu mir: „Kerstin, finde dich damit ab: Du stehst im Schatten deines Mannes…“ Nach diesem Erlebnis kann ich nur sagen, Ja sie hat recht… Er ist der Champion.
Am Ende gab es doch noch eine Goldmedaillie im Bogenschießen für Deutschland. Diese gewann scheinbar mühelos und souverän Günter Naumann vom TV Meerholz aus Hessen in der Klasse Ü 40 rec. Herzlichen Glückwunsch!
Andrea und Andreas Erdmann, waren bereits 2008 in Malmö dabei. Sie hattenThomas Krauss (17) mitgebracht. Andrea (17) hatte ihr Ziel von Lignano -dem Bogenschießen wieder mehr Aufmerksamkeit zu widmen und in Turin zu starten- wahr gemacht. Mit dabei waren auch wieder Tanja Kühne und Britta Nordmeyer (Hamburger Schützengilde). Britta war in der Vorrunde Vierte, gewann ein Finalschießen, schied dann gegen Ragnhild Nordmelan aus und belegte insgesamt einen sehr guten 7. Platz. Ebenfalls in der Ü50 starteten Klaus Preuss (9), Hans-Joachim Dehn (17), Otto Moeller (17) Günter Wahlbrink (17), Andreas Fox (33) und Joachim Noack (33).
zum Video vom Finalschießen (ab 5. Stunde Finale Hermann und Frank anschließend weiter Finals auch Günter Neumann, dann Siegerehrungen…)